Der Tod ist ein Meister vom Bodensee

 Eine kriegerische Idylle - Rüstungsbetriebe um den Bodensee

 

Die Bodenseeregion mit dem klaren Gebirgssee, den beeindruckend nahen Bergen und Hügeln im Hintergrund und den vielen landschaftlichen, kulturellen und touristischen Sehenswürdigkeiten zählt zu den schönsten, attraktivsten und beliebtesten Ferien- und Erholungsgebieten Deutschlands und Europas. Die Region zählt auch zu den Keimzellen europäischer Zivilisation. Belege dafür sind die als UNESCO-Weltkulturerbe anerkannten: Klosterinsel Reichenau, der Stiftsbezirk Kloster St.Gallen und die zahlreichen Fundstätten prähistorischer Pfahlbauten.

Der frühe Handel mit den Städten jenseits der Alpen, das milde Klima und die fruchtbaren Böden brachten der Region frühen Wohlstand, der sich in prachtvollen Städten niederschlug. Wegen der schönen Landschaft, der reinen Luft und ländlichen Ruhe entstanden bald auch Heileinrichtungen, mondäne Hotels und prachtvolle Villen mit großzügigen Parks an den Ufern des Sees. Heute wird die Region mit aller Raffinesse modernen Marketings weltweit wirtschaftlich und touristisch vermarktet.

 

Hinter der touristischen Hochglanzfassade aber versteckt sich ein düsteren Hinterhof

 

Doch wo viel Licht ist, ist auch viel Schatte. Und wo das Leben schier überquillt, ist der Tod allgegenwärtig. Denn seit Ankunft des Ex-Militär Ferdinand Graf von Zeppelin Ende des 19.Jahrhunderts mit seinen Plänen, große, starre, lenkbare Luftschiffe zu bauen, entwickelte sich die Region zu einem der gößten Rüstungsgebiete Deutschlands. Aus den Rüstungsschmieden am Bodensee kamen große Anteile kriegswichtiger Rüstungsgüter für die Kriege des 20.Jahrhunderts. Kriegs-Zeppeline, Kampf- und Bombenflugzeuge, Panzer-Motoren und -Getriebe, V2-Raketenbauteile und vieles mehr. Sie brachten Tod und Zerstörung über große Teile der Europas und am Ende auch über das eigene Land und die heimische Region.

Doch trotz Niederlagen, Tod und Zerstörungen wurden die zerbombten Rüstungsbetriebe immer wieder, moderner und wirkmächtiger von den Kindern und Enkeln der Groß-und Väter-Täter-Generationen aufgebaut und das Todeshandwerk weitergeführt. Geschichts- und Verantwortungsvergessen dienen sie wieder zu Tausenden der Kriegswirtschaft, entwickeln und bauen immer "effizientere" -sprich tödlichere- Waffen und Rüstungsgüter zur Vernichtung imaginärer neuer Feinde.
Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Gesellschaft der Region stehen weitgehend unkritisch zustimmend weiter zu ihren (Traditions-) Rüstungsbetrieben und erfreuen sich der guten, "sicheren" Arbeitsplätze und sprudelnden Steuereinnahmen.

 

Viele der Urlauber*innen und nicht wenige Einheimische fragen sich, wenn sie von den Ausflugsschiffen oder der Bundesstraße B31 aus die gläsernen Bürogebäude und großen sauberen Hallen zwischen der üppiger Vegetation am Seeufer sehen, wer sich wohl dahinter verberge und was sich darin abspielt? Die touristischen Reiseführer verraten wenig. Die Touristikmanager*innen und behördlichen Vertreter*innen sprechen nicht gerne und laut darüber. 130 Jahre Waffen- und Rüstungsproduktion für zwei blutige Kriege mit annähernd 100 Millionen Toten, Invaliden, Zerstörungen und Leiden der Opfer, sind eine gewaltige Schuld und wenig geschäftsfördernd.

Haben die alten Täter und Profiteure bzw. ihre Nachfolger daraus gelernt? Leider Nein!

 

Der Tod war, ist und bleibt ein Meister vom Bodensee.